Fotografin Sandra Reitenbach im Gespräch

Märchen und Fantasy begeistern Sandra Reitenbach besonders und das spiegeln auch viele ihrer Bilder wieder. Ob Reiterinnen aufwendige Fantasy-Gewänder tragen oder auch mal ein Fuchs zu sehen ist, Sandras Bilder sind auf jeden Fall immer etwas Besonderes. Die selbständige Fotografin aus Mönchengladbach kommt aus dem Verlagswesen und war zuletzt 15 Jahre lang Anzeigenleiterin bei einem Pferdefachmagazin. Fotografiert hat Sandra zwar schon lange, aber alles Wissenswerte auf dem Weg zur professionellen Fotografin hat sie sich selbst beigebracht.

Sandras Schwerpunkt liegt auf der Mensch- und Tierfotografie, wobei es ihr Pferde besonders angetan haben. Das ist auch nicht ganz verwunderlich, denn ihr Vater war seinerzeit Leiter einer Polizeireiterstaffel. Somit hatte Sandra von klein auf Kontakt zu diesen wunderbaren Tieren, reitet auch selbst und nennt ein Pferd ihr Eigen. Ihre Liebe zu den Pferden hat sie auch schon nach Tunesien, Spanien, Italien, Portugal, Kroatien, Finnland, Indien und Russland geführt, um dort unter anderem landestypische Pferderassen zu fotografieren. Im nachfolgenden Gespräch erfährst Du nun mehr über Sandra Reitenbach und ihre interessante Arbeit:

Hallo Sandra, zunächst vielen Dank für die Zeit, die Du Dir für uns genommen hast. Kommen wir direkt zur ersten Frage. Wie ist Deine Leidenschaft zur Fotografie entstanden und wie bist Du zur professionellen Tier- und besonders Pferdefotografie gekommen?

Hallo Dietmar, vielen Dank für die Einladung, ich freue mich sehr dabei zu sein! Ich fotografiere schon seit vielen Jahren, zunächst nur als Hobby. Es reichte mir aber nie, einfach nur Menschen zusammen mit Tieren zu fotografieren, ich wollte von Anfang an mehr. Ich wollte Bilder schaffen, die Geschichten erzählen. Bilder, die man betrachtet und bei denen man etwas länger verweilt. Bei denen man sich selber von alleine im Kopf eine Geschichte dazu erzählt. Die eine Seite in einem zum Schwingen bringt, die man aus seiner Kindheit vielleicht noch kennt. Die Seite, die Geschichten und Märchen liebt und die Fantasie anregt.

Tierlieb war und bin ich immer schon. So lag es nahe, dass man das, was man liebt, natürlich auch gerne fotografiert. Deswegen liegt mir die Pferde- und Tierfotografie besonders am Herzen. Aber auch sehr die inszenierte People-Fotografie. Und am liebsten diese beiden Bereiche miteinander kombiniert. Ich habe zunächst mit einem Kleingewerbe angefangen und neben meinem langjährigen Hauptjob als Anzeigenleiterin eines Pferdefachmagazins gearbeitet. Das hat wunderbar geklappt und sich auch irgendwo ergänzt, aber der Wunsch, nichts anderes mehr zu tun, wurde immer intensiver. Mittlerweile bin ich seit einigen Jahren voll und ganz selbstständig als Fotografin.

Was fasziniert Dich gerade an Pferden?

Wie kann man nicht von diesen wundervollen Wesen fasziniert sein? Ich liebe Pferde schon immer, ich bin mit ihnen groß geworden – in doppelter Hinsicht, als Kind und auch als Erwachsene. Pferde lehren einen so viel. Liebe, Freundschaft, Vertrauen und Verantwortung. Sie besitzen so viel Kraft, Eleganz und Anmut, sind sensibel oder stoisch, leise oder laut, sanft oder wild und haben einen ganz eigenen, feinen Humor. Ich liebe auch sämtliche Rassen und Größen, vom edlen Vollblut über sportlichem Warmblut bis zum starken Kaltblut und natürlich auch die Kleinen.

Auch außerhalb der Fotografie hast Du ja mit Pferden zu tun. Hast Du als vielbeschäftigte Fotografin noch genügend Zeit für Dein eigenes Pferd und was unternimmst Du am liebsten mit ihm?

Ich versuche, mir wann immer es geht meine Aus-Zeit für meinen Oldenburger Wallach Sam zu nehmen und genieße dann auch diese gemeinsame Zeit. Dann kann mein Handy klingeln und piepen wie es will – das muss dann bis nach dem Stall warten. Zu meinem großen Glück habe ich einen wundervollen, reitenden Mann, der mein Hobby teilt und der unser Pferd bestens alleine versorgt, wenn ich es zeitlich nicht selber zu ihm schaffe. Sam wird freizeitmäßig Dressur geritten oder ich reite entspannt eine Runde aus.

Was ist für Dich die größte Herausforderung bei der Pferdefotografie?

Nicht nur Pferde, sondern Tiere generell gezielt zu fotografieren, ist nicht so einfach. Das weiß jeder, der es selbst schon mal versucht hat: Pferde z.B. gähnen zur unpassendsten Zeit, lassen die Ohren oder die Unterlippe hängen, schließen gelangweilt die Augen oder das andere Extrem, sie sind nervös, zappelig und sehen nicht ein, warum sie gerade jetzt still in der Gegend herumstehen sollen oder warum gerade jetzt das verführerische Gras tabu sein soll.

Dafür habe ich aber den einen oder anderen Trick auf Lager. Ansonsten sind Ruhe und Geduld gefragt. Oft sind es auch eher die Halter, die aufgeregt sind und das überträgt sich schnell auf das Pferd. Meine Kunden und somit die meisten meiner „Models“ sind ganz normale Menschen, keine posingsicheren Profi-Models. Aber mit etwas Anleitung schafft es jeder, ein Model zu sein. Mir ist es sehr wichtig, auch den aufgeregten, menschlichen Teil meiner Shootingpartner zu beruhigen und anzuleiten, so dass jegliche Aufregung verfliegt und man sich wohl und sicher fühlt und Spaß hat.

Die Arbeit mit Tieren ist immer spannend, denn sie kann ich nicht wirklich anleiten. Hier bekommt man nur das, was das jeweilige tierische Model am Shootingtag bereit ist zu geben. Man kann überreden, schmeicheln, locken, beruhigen, aber niemals zwingen. Das macht die Arbeit mit Tieren meist sehr lustig, immer interessant und oft ist die besondere Herausforderung, Mensch und Tier gemeinsam bestmöglich zu präsentieren.

Frau auf Pferd

Welche Tipps kannst Du Amateur- und Hobbyfotografen für gelungene Pferdebilder geben?

Sehen lernen, viel ausprobieren, die Technik beherrschen, nicht jeden vermeintlichen Trend mitmachen, sondern auf sein eigenes, ästhetisches Auge und Bauchgefühl hören, Pferdeverstand mitbringen. Und ganz wichtig: Finde deinen eigenen Stil! Sich inspirieren lassen ist gut, aber daraus sollte man seinen eigenen Stil mit eigenen Ideen entwickeln. Meine Bilder z.B. zeigen nicht nur die Facetten der verschiedenen Menschen vor meiner Kamera, sondern oft auch meine eigenen.

Bei der Arbeit mit einem großen Tier mit Fluchtinstinkt gilt immer: SAFTY FIRST! Man darf nie zu viel erwarten und wollen, was die Situation und das jeweilige Pferdemodel liefern können. Hört auf die Pferde, lest sie und arbeitet immer PRO Pferd.

Was war dein bisher außergewöhnlichstes Erlebnis bei einem Pferdeshooting?

Es sind so viele verschiedene außergewöhnliche – da kann ich nicht sagen, welches das außergewöhnlichste war. Mir geht das Herz auf, wenn ich ein außergewöhnlich gut eingespieltes Pferd/Mensch-Team vor der Kamera habe, wo die gegenseitige Liebe und das Vertrauen fast greifbar ist. Oder in fernen Ländern mit unfassbar schönen Kulissen traumhafte Pferde fotografieren zu dürfen. Oder wenn bei einem meiner freien, aufwändigeren Shootings alles klappt und ich später an meinem Rechner sitze und die fertigen Bilder feiere.

Ein Highlight war sicherlich das Shooting im Duisburger Landschaftspark, wo ich das von der talentierten Nicole Heyduk mit einem wahnsinnig schönen Bodypainting verzierte Pferd vollkommen frei in der Industriekulisse fotografiert habe. In solchen Momenten bekomme ich fast selber Gänsehaut.

Gibt es Vorbilder in der Pferdefotografie, die Dich besonders inspirieren und wenn ja, weshalb?

Es gibt eine Menge Kollegen, deren Arbeiten ich sehr schätze. Inspirieren lasse ich mich tatsächlich aber eher von Nicht-Pferdefotografen. Für mich ist ein guter Fotograf jemand, dessen Bilder einen länger als einen kurzen Moment fesseln. Dessen Bilder einen berühren und etwas erzählen. Manche sagen ein guter Fotograf muss in der Lage sein, ohne weitere Bildbearbeitung ein tolles Bild zu produzieren. Ja und nein, finde ich. Natürlich darf ein gutes Bild gleich perfekt sein, aber auch eine gewisse Planung im Vor- und Nachfeld haben.

Bei bestimmten Bildideen ist im Vorfeld einiges an Planung notwendig und manchmal ist das digitale i-Tüpfelchen mittels Bildbearbeitung genau das, was einem tollen Bild den letzten Zauber verleiht. Meiner Meinung nach sollte im digitalen Zeitalter ein guter Fotograf auch ein guter Bildbearbeiter sein. Besonders liebe ich die Arbeiten von Jamari Lior / au-contraire photography / von Wong / Irina Dzhul / Katerina Plotnikova / Elena Shumilowa / Margarita Kareva und Kirsty Mitchell.

Welche Rolle spielt das Equipment für Dich bei der Pferdefotografie und welches nutzt Du?

Wenn ich gute Bilder machen möchte, brauche ich auch gutes Equipment. Andererseits ersetzt ein teures Equipment nicht ein gutes Auge und das Gespür für den richtigen Moment. Auch Leidenschaft und Fantasie kann einem keiner beibringen, dieses – meiner Meinung nach wichtige Handwerkszeug – muss man selber mitbringen. (Auch darf man keine Angst vor dreckigen Knien haben und sollte wetterfest sein!)

Für mich persönlich ist eine hohe Auflösung, ein gutes Rauschverhalten, schneller Fokus und Serienaufnahmen wichtig. Wichtiger als ein (teurer) Body sind jedoch gute, lichtstarke Objektive. Für die Pferdefotografie ist ein 70-200 2.8 ideal. Aktuell arbeite ich mit Canon R5 und Mark IV sowie mehreren lichtstarken Objektiven.

Auf vielen Deiner Bilder ist ein Fuchs zu sehen. Was hat es damit auf sich?

Die wunderschöne Rotfuchsdame namens Foxy lernte ich vor ca. 6 Jahren kennen. Ohne ihren Halter Rolf würde sie heute nicht mehr leben. Foxy wurde als Welpe nach einer Kollision mit einem Auto, bei der ihre Mutter getötet wurde, schwer verletzt aufgefunden und von Rolf lange gesund gepflegt. Es stellte sich leider dann heraus, dass es aufgrund ihrer Verletzungen nicht mehr möglich war sie auszuwildern.

Rolf stellt immer klar: Foxy ist ein Wildtier. Sie ist in Freiheit geboren, und dass sich Menschen Wildtiere als Haustiere halten, hält er prinzipiell für falsch. Wildtiere gehören in die Natur! Die beiden besuchen Schulen und Kindergärten, um den Menschen Vorurteile zu nehmen und Wissen zu vermitteln. Und ab und an machen wir beide zusammen ein Fotoshooting. Das Foxy so zutraulich auch anderen Menschen gegenüber werden würde, hätte Rolf selber nie gedacht.

Es gäbe so viel über die beiden zu erzählen, das würde sicherlich den Rahmen dieses Interviews sprengen. Foxy fühlt sich jedenfalls auch in der Gesellschaft von anderen Menschen (neben ihrem Rolf, zu dem sie eine unglaublich innige Beziehung hat) sehr wohl, besonders in Gegenwart von Kindern und Frauen. Sie genießt es, bekuschelt zu werden und macht einen tollen Job als Co-Model bei Fotoshootings. Ich bin sehr dankbar, dass sie immer so toll mitarbeitet und Spaß daran hat.

Foxys Wohl steht dabei immer an allererster Stelle. Wenn sie eine Pause braucht oder keine Lust mehr hat, zeigt sie es einem sofort sehr deutlich, denn sie springt dann einfach vom Arm und fängt z.B. an irgendwo zu buddeln. Von der Genetik her kommt sie dem Hund am nächsten, von ihrem Verhalten allerdings ist sie eher Katze. Man kann ihr schmeicheln, aber sie zu nichts zwingen und sie hat definitiv ihren eigenen (schönen) Kopf!

Schmetterlinge und Pferd

Hast du einen „fotografischen Traum“ bzw. welche Ziele hast Du für die Zukunft?

Ich hoffe, das Reisen bald wieder unbeschwert möglich sind, denn mich plagt arges Fernweh. Ich möchte gerne noch viele Pferderassen in ihrem jeweiligen Land fotografieren. Mein Ziel ist es, lange gesund zu bleiben, dass mich meine Kreativität nie verlässt und ich ewig so weiter machen kann!

Welchen Rat möchtest Du zum Schluss angehenden Fotograf:Innen noch mit auf den Weg geben?

Als ich angefangen habe mit der Fotografie so wie sie mir vorschwebte, habe ich alles und jeden vor meine Kamera gezerrt, der nicht vehement widersprochen hat. Ich habe zu Anfang viel experimentiert (sowohl in der Fotografie als auch in der Bildbearbeitung) und so habe ich einfach auf mein Umfeld zugegriffen. Etliche Freundinnen und Bekannte mussten zu Anfang so herhalten.

Ich bin meinen Mädels und deren Pferden sehr dankbar, dass sie alles mitgemacht haben, denn dadurch konnte ich viel lernen, meine ersten Bilder zeigen und letztendlich hat dies bei anderen den Wunsch geweckt „sandragrafiert“ zu werden und mir so ermöglicht, meinen Traum immer weiter zu verwirklichen. So entwickelte sich im Laufe der Zeit die „Sandragrafie“ und wird sich auch in Zukunft weiterentwickeln, denn ich bin immer noch voller Ideen, die heraus möchten!

Wenn ihr so weit seid, bezahlte Shootings anzubieten – verkauft euch nicht unter Wert. Lasst euch nie entmutigen, lernt von den Richtigen und habt immer Spaß an dem, was ihr tut.


Kontakt:

Sandragrafie / Sandra Reitenbach Fotografie

Sandra Reitenbach
Buchholzer Weg 9
41189 Mönchengladbach

Tel: 0151 25305300 (Anfragen bitte per E-Mail)
E-Mail: info@sandragrafie.de

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