Fotografin Mary Burmeister im Gespräch

Wenn man ein wirklicher Pferdemensch ist, dann hat man schon mal gute Voraussetzungen, um diese wundervollen Tiere auch in Bildern festzuhalten. Zumindest ist das bei Mary Burmeister so. Seit 2016 hält die selbständige Fotografin mit Ruhe, Geduld und Empathie sowie ihrer Kamera besondere Momente zwischen Mensch und Tier für die Ewigkeit fest. Das war aber nicht immer so.

Zwar begleiten Hunde und Pferde Mary schon seit ihrer Jugend und nach der Schule begann sie sogar eine Ausbildung als Pferdewirtin, aber nicht immer liegt das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde. So trennten sich ihre Wege und Mary machte daraufhin eine kaufmännische Ausbildung in Heidelberg und Nürnberg. Erst viele Jahre später zog es sie zurück in den hohen Norden und auch wieder zu den Pferden.

Heute lebt Mary gemeinsam mit ihrem Australian Shepherd an der Ostseeküste in der Nähe von Rostock und ist als Fotografin für ihre Kunden das ganze Jahr über von Dänemark bis nach Usedom unterwegs, um die tollsten Strandfotos zu machen. Dabei kommt ihr natürlich ihr ausgeprägter Pferdeverstand zu Gute. Workshops und Coachings für Pferdefotografen gehören mittlerweile ebenfalls zu Marys Steckenpferden und da wollten wir natürlich wissen, welche Tipps sie Interessierten hier geben kann:

Hallo Mary, herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit für unsere Fragen nimmst. Kommen wir gleich zur Ersten: Wie bist Du eigentlich zu den Pferden und zur Fotografie gekommen?

Vielen lieben Dank für die Anfrage und das Interesse an meiner Person und meiner Arbeit. Mein Weg zu den Pferden führte klassisch über den Reitverein hin zum eigenen Pferd und der Ausbildung als Pferdewirtin. Ich hatte in meiner Jugend das Glück, einen tollen Stall direkt in der Nähe zu haben, dort verbrachte ich jeden Tag. Viele Jahre später beendete ich aufgrund eines Schicksalsschlages meine Pferdekarriere und schaute fast 10 Jahre kein Pferd mehr an. 2009 änderte sich das dann alles mit einem eigenen Pferd, einige Jahre später erkrankte ich und beendet meine Karriere im Sattel für immer. Die Liebe zu den Pferden ist aber geblieben bis heute.

Fotografiert habe ich immer, aber nie wirklich mit Plan, ich habe einfach geknipst. Richtig ernsthaft habe ich mich erst damit beschäftigt, als ich 2016 vor einem großen Umbruch in meinem Leben stand und das Gewerbe angemeldet habe. Bis zu diesem Tag hatte ich keine große Erfahrung. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und von diesem Tag an sehr viel und sehr hart gearbeitet und tue das auch heute noch. Es ist nicht einfach, seinen Lebensunterhalt komplett damit zu verdienen.

Am liebsten fotografierst Du Pferde und Hunde – was fasziniert Dich so an diesen Tieren?

Mein Fokus liegt in den letzten 3 Jahren deutlich auf der Pferdefotografie, ich fühle mich hier einfach zu Hause und sicher. Ich bin ein sehr sensibler und emphatischer Mensch, der sehr empfänglich für Schwingungen / Stimmungen im Umfeld ist und über vieles nachdenkt. In der Nähe von Pferden fühle ich mich wohl, sie lösen in mir eine Ruhe und Zufriedenheit aus, die ich so im Alltag kaum finde. Pferde gehören zu meinem Leben einfach dazu und durch die Fotografie kann ich viel Zeit mit ihnen verbringen. Hunde fotografiere ich in den letzten Jahren deutlich weniger, aber ich mag die verschiedenen Facetten und die oft bestehende Ähnlichkeit zu ihren Besitzern.

Was ist gerade bei der Pferdefotografie die größte Herausforderung für Dich?

Die Frage stellt in dem Interview gerade die größte Herausforderung für mich dar. Ich glaube, ich muss da etwas unterscheiden. Bei den Shootings selber sind es oft die äußeren Faktoren vor Ort. Die meisten meiner Kunden stehen in klassischen Pensionsställen, dort ist es nicht immer einfach, geeignete Locations zu finden. Ich bin ja sehr viel an Stränden in Deutschland und Dänemark unterwegs, und da sind Wind und Wetter mein Endgegner – da kann man den ganzen Tag Wetter Apps schauen, am Ende wird es doch oft anders.

Die Pferde selber sehe ich oft nicht als Herausforderung, sondern nur die Faktoren von außen. Die meisten Tiere sind doch sehr kooperativ, wenn man ihren persönlichen Rahmen erkennt und einhält. Meine größte Herausforderung bin aber oft ich selber, ich verspüre selten eine Zufriedenheit und auch mein eigenes Selbstvertrauen ist nicht immer groß, und das steht mir oft im Weg. Da ist sicherlich noch großes Potenzial vorhanden, um daran zu arbeiten.

Sicher hast Du schon so einiges erlebt bei Deinen Pferdeshootings – was war Dein bisher außergewöhnlichstes Erlebnis?

Tatsächlich gibt es da nicht viel zu erzählen, denn der Alltag ist doch weniger aufregend als man denkt. Ich bin kein Adventure Fotograf, ich fotografiere fast zu 100 % ganz normale Menschen mit ganz normalen Tieren, die noch nie vor einer Kamera gestanden habe. Unsere Locations sind keine außergewöhnlichen Orte, sondern die heimische Koppel oder der Strand vor der Haustür.

Mein Schwerpunkt bei den Pferden zum Beispiel ist die Strandfotografie. Ich liebe es, Pferde an oder in der Ostsee zu fotografieren. Viele meiner Kunden verbinden die Ostseeküste mit Urlaub und Freiheit und genießen es somit um so mehr, ein Shooting am Strand zu machen. Ich erinnere mich gerne an Shootings, wo auch Tränen geflossen sind, weil einfach alle so ergriffen von dem Moment waren. Gerade die Zeit in Dänemark bei meinen Meet Ups oder Workshops ist doch für alle immer sehr besonders und nachhaltig.

Welche Rolle spielt bei der Pferdefotografie das Equipment für Dich und welches bevorzugst Du?

Ich bin seit Jahren mit der gleichen Ausrüstung (Canon 5DIV und Canon 70–200 2.8) unterwegs und so sieht mein Equipment auch aus. Natürlich ist eine passende Ausrüstung wichtig, gerade bei den Pferden muss man schon oft mit großen Brennweiten und offenen Blenden arbeiten. Bei meinen Workshops/Coachings sehe ich oft wirklich teures Equipment, aber am Ende muss man die Technik auch bedienen können und das Auge für das Motiv haben. Ich bin ehrlich, ich könnte mir auch die meisten Kameras und Objektive gar nicht leisten und bin daher zufrieden mit dem, was ich habe. Ein Traum wäre natürlich nochmal ein 300 mm, aber dafür fehlt mir noch das notwendige Kleingeld oder ein Sponsor.

Es ist nie verkehrt, auch mal über den Tellerrand zu schauen und sich Anregungen zu holen. Wer in der Pferdefotografie inspiriert Dich besonders und weshalb?

Zu Beginn meiner Selbständigkeit habe ich natürlich auch viel geschaut, was so auf dem Markt passiert, aber heute ist das nicht mehr so. Für den Austausch habe ich eine kleine feste Gruppe von Fotografen, die an einem ähnlichen Punkt stehen wie ich und den Austausch schätze ich sehr.  In den sozialen Medien habe ich mich gerade am Anfang oft an anderen orientiert, aber das hat mir nicht gutgetan, ich habe mich gestresst gefühlt und mich selber oft abgewertet, daher schaue ich heute noch selten. Meine Inspiration und Antrieb sind die täglichen Geschichten und Erlebnisse bei den Shootings.

Immer öfter scheint es so, dass es in der Pferdefotografie nur noch darum geht, das spektakulärste Bild zu schießen, egal mit welchen Mitteln. Wie siehst Du diese Entwicklung?

Das schließt ein bisschen an meine Aussage vorher an, denn ich betrachte das sehr kritisch. Ich finde, es vermittelt ein falsches Bild von unserem Job. Ich bin Tierfotografin und in meinem Alltag ein Dienstleister für die meisten Kunden, das betrachte ich auch ganz nüchtern. Es vermittelt aber auch bei den meisten Pferdehaltern ein falsches Bild, denn viele trauen sich gar nicht einen Fotografen zu buchen, weil sie sich selber nicht gut genug fühlen.

Kunden entschuldigen sich oft direkt am Anfang für ihr „normales“ Pferd oder dass sie nur eine Koppel haben und kein Blumenfeld. Das finde ich traurig, denn wir sehen viel zu wenig von den ganz normalen Fotos, die sicherlich auch viele meiner Kollegen im Alltag machen, aber am Ende hoffen wir ja doch auf ein paar Likes, und da muss man auffallen. Ich denke, davon kann sich keiner frei machen.

Welche Tipps kannst Du Amateur- und Hobbyfotografen für gelungene Pferdebilder geben und was empfiehlst Du in Deinen Workshops und Coachings?

Ganz wichtig ist, sich auf die Tiere einzulassen und bei einem Shooting Raum und Zeit für alle zu lassen. Zu hohe Erwartungen können auch oft zu großen Enttäuschungen führen. Wichtig ist es auch sich mit den Tieren zu beschäftigen, gerade in der Pferdefotografie sollte man lernen, die Bewegungen und Mimik zu verstehen. Wichtig ist auch immer Respekt und Verständnis für das Tier, wir haben bei einem Shooting auch die Verantwortung für die Pferde und die Besitzer – verlangt nicht zu viel und bringt nie jemanden in Gefahr. Versteht und fühlt, wen ihr vor der Kamera habt, denn dann spiegelt sich das auch in Euren Bildern wieder.

Wenn Du einen Wunsch freihättest, was würdest Du am liebsten einmal machen als Fotografin?

In dem Sinne habe ich keinen Wunsch für mich, wenn, dann würde ich mir aber wünschen, dass viele die Bedeutung von Fotos wieder erkennen und den Zeitwert mehr wertschätzen. Ein kleiner Wunsch wäre vielleicht noch einmal das ein oder andere „ Danke „ von den Kunden, denn das ist der größte Lohn für uns Fotografen. Ansonsten bin ich aber sehr zu Frieden und habe keine Wünsche als Fotografin, außer halt ein bisschen mehr Wertschätzung für mich und meine Kolleg:innen

Welchen persönlichen Rat möchtest Du zum Schluss angehenden Fotograf:innen noch mit auf den Weg geben?

Hört auf Euch und Eure Herzen, achtet die Liebe zu den Tieren und der Natur, betrachtet die Dinge realistisch und bringt genug Leidenschaft mit für alles, was ihr tut. Vernetzt Euch mit anderen Menschen, die ähnliche Interessen haben und genießt jeden Moment bei einem Shooting. Probiert Euch aus und findet Euren Weg, der wird nicht immer einfach sein, aber am Ende wird alles kommen wie es soll.


Kontakt:

Mary Burmeister Fotografie

E-Mail: info@maryburmeister.de
Telefon: 0179 75341759
Instagram: maryburmeisterfotografie

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