Unsere Pferdehaltung in Eigenregie

Haltung, Gesundheit und Ernährung – diese wesentlichen Punkte sind entscheidend für das Wohlergehen eines jeden Pferdes. Auch wir haben gelernt, dass es wichtig ist, sich stets neu zu informieren und die eigene Pferdehaltung regelmäßig zu überdenken, um dem Partner Pferd ein möglichst artgerechtes Leben ermöglichen zu können…

Wie alles begann

Als Laien in Bezug auf Pferdehaltung war uns mit der Übernahme des ersten eigenen Pferdes noch gar nicht bewußt, was alles auf uns zukommen würde. Um sich intensiv mit dem Thema Pferdehaltung auseinanderzusetzen und die aufkommenden Fragen zu klären, holen wir uns immer wieder Informationen aus unterschiedlichsten Quellen und studieren regelmäßig Bücher und Zeitschriften über Pferdehaltung und Weidepflege. Überwiegend erstehen wir diese Bücher über Onlineshops oder leihen uns diese in der Bücherei aus. Auch Tauschbörsen* waren und sind eine interessante und lohnenswerte Alternative.

Weidezaun
Eine sicher Abzäunung ist wichtig (Foto: privat)

Da bei uns auf der Hobbyranch vorher nur Schafe und Rinder gehalten wurden, mußten für die Pferdehaltung natürlich einige Dinge verändert werden. Der erste Schritt war die komplette Entfernung des vorhandenen Stacheldraht, weil die Verletzungsgefahr für die Pferde natürlich viel zu groß war. Die neue Einä¤unung wurde mit kesseldruck imprägnierten Zaunpfählen aus Holz und Breitbandlitze hergestellt. Zaunpfähle konnten wir günstig im Landhandel erstehen, Breitbandlitze preisgünstig über Shops im Internet. Die zwei Meter langen Holzpfähle wurden in einem Abstand von ca. 5m in den Boden geschlagen und die Litze in drei Reihen mit Isolatoren daran befestigt. Angeschlossen wurde das Ganze an ein Weidezaungerät, um die ca. 1 ha große Weide abzusichern.

Der Unterstand für die Pferde

Als nächstes stand die Frage zu einem pferdegerechten Unterstand im Raum. Da bereits ein alter Schafstall vorhanden war und keine Aussicht auf eine Genehmigung für einen Neubau bestand, wurde der bestehende Stall einfach für die Pferde angepaßt. Auf Grund der unterschiedlichen Größe von Schafen und Pferden mußte natürlich erst einmal die Höhe verändert werden. Der von drei Seiten geschlossene Unterstand wurde aufgestockt und die Außenverkleidung aus Holz entsprechend erweitert. Die halbhohe Front mit den halbhohen Türen wurde aber beibehalten, um beim Füttern die Pferde auch separieren und individuell mit Futter versorgen zu können. Dafür werden einfach Abtrennungen gespannt und die Türen geschlossen. Außerdem hat man so die Möglichkeit, zusätzlich zu den beiden Boxen in unserer Scheune (die eigentlich nicht mehr genutzt werden) eine weitere Notbox einzurichten.

Paddock
Auch Pferde benötigen Schutz vor Wind und Wetter (Foto: privat)

Der vorhandene Naturboden wurde von uns zunächst so belassen. Auf Dauer stellte sich aber heraus, das dies nicht praktikabel war und der Boden immer wieder in kurzen Abständen aufgefüllt werden mußte. Um dem entgegenzuwirken, wurde dieser genauso wie der Vorplatz mit Pflastersteinen befestigt. Damit haben wir bis heute sehr gute Erfahrungen gemacht. Zur Wasserversorgung dienen an verschiedenen Orten aufgestellte Kübel, damit auch rangniedriege Tiere die Möglichkeit zum Trinken haben. Anfangs haben wir die Behälter mit dem Wasserschlauch von der Scheune aus befüllt. im Winter war das aber eher lästig. Durch die Installation eines frostsicheren Hydranten ist nun auch im Winter immer frisches Wasser zur Hand. Außerdem wurden im Unterstand noch drei große Heuraufen installiert, zusätzlich werden täglich mehrere Heunetze an unterschiedlichen geschützten Stellen aufgehängt, damit jedes Pferd unabhängig vom Rang die Möglichkeit der Raufutteraufnahme hat. Gleichzeitig ist so das Heu auch vor Regen und Schnee geschützt. Zum Auslauf stehen den Pferden Sommer wie Winter sowohl der große Platz vor dem Offenstall als auch ein weiterer Bereich vor dem ehemaligen Reitplatz zur Verfügung. Verbunden sind diese beiden Bereiche durch den Zugangsweg zu den Weiden, so das die Pferde immer hin und her pendeln können. Da das Gelände leicht abschüssig ist, sind viele Stellen des Auslaufs und der Treibwege selbst bei stärkerem Regen noch verhältnismäßig trocken. Somit haben die Pferde auch bei schlechtem Wetter genügend Bewegungsmöglichkeiten.

Pferdeweide und deren Pflege

Die zur Verfügung stehende Weide wurde zu Anfang als Ganzes genutzt. Als dann aber nach dem Pony Laura mit Fallada, Fabienne und Fee die ersten Großpferde zu uns kamen, wurde die Weide mit Hilfe von Kunststoffpfählen und Weidezaunband in Parzellen unterteilt. Die einzelnen Koppeln werden den Tieren im Wechsel zugeteilt, um die Grasnabe zu schonen. Trotzdem war natürlich die Fläche für die Anzahl der Tiere zu klein. Zum Glück hatten wir die Möglichkeit, vom Nachbarn ca. 2 ha Weide pachten zu können, die direkt an unsere Weide grenzt. Auch diese werden zur Beweidung in Parzellen unterteilt und bieten uns außerdem die Möglichkeit, selbst Heu zu gewinnen.

Zaunmaterial
Material für den Zaunbau kann man nie genug haben (Foto: privat)

Die Weidepflege bestand zu Anfang nur im Ausmähen der Geilstellen mit Hilfe eines Freischneiders (Motorsense). Die Düngung erfolgte mit Volldünger, der per Hand verteilt wurde. Zwei Mal im Jahr wurde die Weide durch einen Bekannten abgeschleppt. Das dies natürlich auf Dauer keine optimale Weidepflege für die Pferdehaltung sein konnte, wurde uns schnell klar und wir waren und sind ja lernfähig. Das Wichtigste bei einer intensiven Pferdehaltung auf verhälnismäßig kleiner Fläche ist natürlich das Absammeln der Pferdeäpfel, um die starke Ausbreitung von Parasiten und Geilstellen zu verhindern. Wir führen dies Morgens und Abends durch, so halten sich die Mengen bei mehreren Pferden mit je ein bis zwei Schubkarren in Grenzen. Um abgestorbene Pflanzenteile zu entfernen und Maulwurfshügel einzuebnen, bearbeiten wir vor Beginn und auch während der Weidesaison unsere Weiden mit einer Wiesenschleppe. Die Maulwurfshügel sollen schließlich nicht zu viel werden, da sonst das Gras bei der Heuernte stark verunreinigt wird. Gedüngt wird zwischenzeitlich nach den Ergebnissen der Bodenprobe durch die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt. Bei der LUFA hat jeder die Möglichkeit, seine Bodenproben untersuchen zu lassen und eine auf seine Verhältnisse abgestimmte Düngeempfehlung zu erhalten. Nach fast jedem Koppelwechsel werden die Weiden zudem ausgemäht, damit die von den Pferden gemiedenen Pflanzen nicht Überhand nehmen.

Erleichterung bei der Weidepflege

Diese ganzen Maßnahmen sind natürlich neben dem Beruf von Hand zeitlich nur schwer zu bewerkstelligen. Anfangs haben wir noch in der Nachbarschaft und im Bekanntenkreis um Hilfe gebeten, aber immer öfter waren dann zum gerade benötigtem Zeitpunkt die Maschinen anderweitig im Einsatz. Somit sind wir dann auf einen Lohnunternehmer umgestiegen, der die Arbeiten zu unserer Zufriedenheit ausübt hat. Nach und nach haben wir uns aber zur Anschaffung eigener Maschinen entschlossen und wurden dazu überwiegend im Internet recht preiswert fündig. Mittlerweile umfaßt unser Fuhrpark schon eine Reihe von Geräten.

Heuernte
Eigene Maschinen erleichtern die Arbeit (Foto: privat)

Das Wichtigste ist unser Schlepper David Brown 885 mit Frontlader, der klein und wendig, aber trotzdem stark genug für alle unsere Anbaugeräte ist. Dazu kommt ein 1,85m Heck-Trommelmähwerk der Marke Niemeyer zum Mähen von Gras und zum Ausmähen der Weiden. Der Kombiheuer dient uns zum Schwaden und Wenden des Heus und nimmt durch seine Doppelfunktion nur wenig Platz ein. Zum Ausbringen von Düngemitteln besitzen wir noch einen einfachen Scheiben-Düngerstreuer und zum Schleppen der Weiden eine ausklappbare Wiesenschleppe. Neu hinzugekommen ist im Frühjahr 2012 eine Niederdruck-Ballenpresse der Marke Rivierre Casalis (Deutz Fahr), die ursprünglich zur Verschrottung anstand und die unsere Schwiegersöhne wieder gängig gemacht haben. Alle diese Landmaschinen versetzen uns in die Lage, unabhängig selbständig zu handeln, erleichtern uns die Arbeit und ihr Einsatz macht außerdem noch Spaß. Vor allen Dingen bei der Heugewinnung ist es sehr wichtig, kurzfristig agieren zu können.

Die Heuversorgung

Das Heu haben wir zu Anfang unserer Pferdehaltung noch in kleinen Hochdruckballen bei Landwirten zugekauft. Nachdem der Bedarf aber größer wurde und wir die Möglichkeit der Zupachtung hatten, sind wir dazu übergegangen, selbst Heu zu ernten. Zuerst kleine Hochdruckballen, mittlerweile aus Platz- und Kostengründen aber Rundballen, die wir mit dem eigenen Traktor auch ohne Probleme transportieren können. Gepresst wird das Heu allerdings nach wie vor vom Lohnunternehmer. Zusätzlich pressen wir seit dem Sommer 2012 nach der Anschaffung einer eigenen kleinen Presse auch wieder einige kleine Niederdruckballen. Diese sind natürlich von der Handhabung her wesentlich handlicher und die Lagerkapazitäten lassen sich noch besser ausschöpfen. Seit Ende 2014 müssen wir allerdings das Heu wieder zukaufen, da uns die Pachtflächen nicht mehr zur Verfügung stehen. Bei der Heufütterung hatten wir zu Beginn einige Probleme, als die ehemalige Zuchtstute Fee zu uns kam. Diese hatte beim Vorbesitzer nur Silage bekommen und entwickelte bei uns eine Heustauballergie. Silage konnten wir aber nicht verfüttern, weil unser Vollblüter Fallada sie seinerzeit nicht vertrug. Somit versuchten wir als weitere Möglichkeit, das Heu zu wässern, was im Winter aber nicht wirklich toll war. Also besorgten wir uns in der Nachbarschaft Reigras und stellten fest, das unsere Stute dieses besser vertrug als normales Heu. Damit waren wir schon einen Schritt weiter. Durch Zufall erfuhren wir aber dann von einem Schäfer, das dieser seinen Tieren immer Viehsalz unter Futter und Heu verabreicht, damit die Tiere mehr trinken und das Salz im Heu die Feuchtigkeit bindet.

Viehsalz
Viehsalz kann Wunder wirken (Foto: privat)

Das probierten wir auch, indem wir das Heu für den nächsten Tag immer kräftig aufschüttelten und anschließend mit normalem Viehsalz, das es in jedem Landhandel gibt, einstreuten. Das ganze ließen wir dann über Nacht einwirken und verfütterten es am nächsten Tag. Auf Dauer erwies sich diese Lösung als sehr erfolgreich und mittlerweile können wir das Heu auch wieder normal verfüttern. Zur Vorbeugung wiederholen wir die „Salzbehandlung“ sporadisch immer wieder mal.

Pferdegesundheit

Entwurmt haben wir unsere Pferde jeweils zum Beginn und zum Ende der Weidesaison. Da wir täglich die Pferdeäpfel einsammeln und allgemein immer mehr Resistenzen bei der Entwurmung auftreten, haben wir uns mittlerweile aber dazu entschlossen, nur noch bei Bedarf Wurmmittel zu verabreichen. Hierbei arbeiten wir mit einem Labor in der Nähe zusammen, das die Kotproben zügig untersucht und uns auch Tipps für eine eventuelle Entwurmung gibt. Dies macht sich positiv bei unseren Pferden bemerkbar, da die Belastung durch Medikamente und die entsprechenden Nebenwirkungen so deutlich reduziert werden. Zum Thema selektive Entwurmung gibt es auch weitere interessante Informationen im Internet. Zur Hufpflege kommt regelmäßig unser Hufschmied zu Besuch und raspelt die Hufe der Pferde nach und schneidet diese aus. Alle Tiere sind ganzjährig Barhufer und wir kommen sehr gut damit zurecht. Zu Anfang hatten wir allerdings Probleme mit dem Vollblut Fallada. Zwischenzeitlich war seine Hufqualität so schlecht, das wir mit der normalen Hufpflege nicht mehr zurecht kamen. Aber durch eine intensive Behandlung mit dem Trotters Kunststoff Hufbeschlag, der aufgeklebt wurde, Hornspaltenpflaster und Hufschuhen haben wir das seinerzeit auch wieder in den Griff bekommen. Für die Zahngesundheit war längere Zeit immer ein Pferdedentist aus England auf der Hobbyranch. Dieser kam regelmäßig bei Bekannten zu Besuch und behandelte auch unsere Tiere mit. Die Pferde mußten bei der Behandlung und auch größeren Eingriffen wie dem Ziehen eines Zahnes nicht unbedingt sediert werden, wie es leider heutzutage meistens üblich ist. Mittlerweile schaut aber der Tierarzt oder eine Pferdedentistin den Pferden regelmäßig ins Maul und raspelt bei Bedarf die Zähne nach.

Pferdehaltung
Unsere Pferdehaltung sollten wir regelmäßig überdenken (Foto: privat)

Unsere Philosophie

Genau wie wir Menschen haben auch die Pferde ihre persönlichen Geschichten, Eigenheiten und Anforderungen. Dies führte manchmal natürlich zu Herausforderungen und verlangte auch Kompromisse, sei es in Bezug auf finanzielle Machbarkeiten, vorhandener Platz oder möglicher Zeiteinsatz bedingt durch den Beruf. Gleichzeitig bot uns dies aber auch immer die Möglichkeit, unsere Pferdehaltung regelmäßig zu überdenken und immer wieder dazuzulernen. Themen wie z.B. Laufstall und Paddock Trail boten stets interessante Ansatzmöglichkeiten, um unsere Pferdehaltung weiter zu verbessern und so haben wir stets versucht, unseren Pferden ein möglichst artgerechtes Leben zu ermöglichen, bis unsere Pferdehaltung in Eigenregie im Januar 2021 nach fast einem viertel Jahrhundert ihr Ende fand…